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Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag

Mal was für die großen Leser unter den Besuchern der Hompage: Wir möchten Sie und Euch die Möglichkeit geben, einen Einblick über den deutschen Kinder- und Jugendhilfetag zu bekommen. Aus diesem Grund ausnahmsweise ein sehr ausfürlicher Beitrag! Ganz unten gibt es auch ein Paar Fotos!

22 Millionen junge Chancen- gemeinsam.gerecht.gesellschaft.gestalten

Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag in Düsseldorf

Morgens um 6.30 Uhr machte sich unsere Gruppe Pädagogen aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg auf dem Weg nach Düsseldorf. Der deutsche Kinder- und Jugendhilfetag ist DIE Veranstaltung für Pädagogen in Deutschland: 22 Millionen junge Menschen von 0-27 Jahren leben in unser Bundesrepublik und haben die bestmöglichen Chancen verdient! Sie sollen begleitet werden, ein demokratisches und soziales Mitglied der Gesellschaft zu werden und ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben zu führen. Sie sollen Lust haben, ihre Gesellschaft aktiv mitzugestalten und als Experten in eigener Sache akzeptiert werden. Interkulturelle Bildung, Partizipation und Inklusion sind Beispiele für Topthemen, die die Pädagogik und Gesellschaft heute mehr denn je beschäftigt. Neben einer umfangreichen Fachmesse, in dem sich die verschiedenen Arbeitsbereiche, Einrichtungen und auch Projekte vorstellen, trafen sich interessierte Fachkräfte zu Fachvorträgen, Foren und Workshops im Fachkongress.

Vortrag: Das partizipatorisches Quartett
Es traf sich die Creme de la Creme: Prof. Dr. Deinet, Prof. Dr. Stange, Prof. Dr. Knauer und Prof. Dr. Sturzenhecker diskutierten aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Pädagogik den Anteil von Partizipation, also die Miteinbeziehung und Mitbestimmung unser Kinder und Jugendlichen, in den unterschiedlichen Bildungsbereichen. Es ging im wahrsten Sinne des Wortes heiß her, als Schule als „partizipatorische Wüste“ bezeichnet wurde und bei genauerem Hinsehen Partizipation in unseren Familien eher eine Beteiligung an Konsumentscheidungen ist. Auch Wunschzettel-Partizipation genannt. Dies haben wohl auch schon unsere Marketingspezialisten begriffen: Warum sonst ist im Fernsehprogramm die Autowerbung so extrem auf Kinder und Familien ausgerichtet?! Aber genau darum geht es eben nicht. Partizipation braucht echte Demokratie: Und das nicht nur in formalen Strukturen, wie Jugendbeiräten und Parlamenten. Denn gerade diese sind für viele Kinder und Jugendliche, ebenso wie viele zukunftsrelevante Themen, nicht „sexy“ genug.  Motivationsfaktoren, wie beispielsweise persönliche Betroffenheit, niedrigschwellige Zugänge und Selbstwirksamkeitserfahrung, müssen vorhanden sein. Partizipation muss auch nonformal bzw. informell  stattfinden. Und zwar in ganz kleinen Schritten. Es beginnt bei der Mitgestaltung von spontanen Unternehmungen z.B. im Jugendzentrum („Morgen wollen wir Pizzabacken!“, sagen die Jugendlichen, erstellen einen Einkaufsplan, bestimmen wer einkauft, wieviel jeder dazu geben muss, verhandeln was sie von den Erziehern dazu bekommen und verabreden eine Uhrzeit). Dies entwickelt sich hin zur Möglichkeit, dass Kinder und Jugendliche aktiv in ihrer Gemeinde mitgestalten können und das auch ohne formale Strukturen wie Kinder—und Jugendbeiräte oder  Jugendparlamente. Nur so werden wirklich verschiedene Jugendgruppen erreicht, satt nur bildungsnahe. Ein großes Problem hierbei wird diskutiert: Partizipation von Kindern- und Jugendlichen brauch professionelle Betreuung. Die Erfahrung in den vergangenen Jahren zeigt, dass Konstanz und Nachhaltigkeit nur erreicht werden können, wenn Kinder- und Jugendliche durch professionelle Pädagogen im Beteiligungsprozess richtig begleitet werden. Dies kostet Geld, denn als eine „on Top“ Aufgabe für die vorhandenen Pädagogen ist dies nicht zu bewältigen.

Sehr gut hierzu passte auch der Workshop „Potentiale der offenen Kinder- und Jugendarbeit –Innen und Außensicht-“ (Prof. Dr. Deinet , Prof. Dr. Icking, Prof. Dr. Schmidt)  mit dem die Ergebnisse zweier umfangreichen Studien zum Thema diskutiert wurden. Allen voran wurde hier auch noch einmal die Notwendigkeit der Beteiligung von Kindern- und Jugendlichen betont: Für eine funktionierende Demokratie, für zielgruppengerechte pädagogische Arbeit und für den Erwerb von Handlungsfähigkeit und Selbstverwirklichung unser Kinder- und Jugendlichen. Eine interessante These war beispielsweise, dass bei Kinder und Jugendlichen durch die heutige Durchplanung ihres Schul- und Freizeitalltages kaum noch Freiräume vorhanden sind,  in denen sie frei über ihre Zeit verfügen können. Gerade Jugendliche aus bildungsferneren Haushalten entfernen sich hierdurch von echter Beteiligung. So wollten ¼ der Befragten Jugendzentrumsbesucher lieber keine Verantwortung in ihrem Treff übernehmen oder Entscheidungen treffen. Sie wünschen sich eher Entlastung und Zeit für Entspannung (Chillen). Trotzdem ist ihre Hilfsbereitschaft bei vorstrukturierten Rahmenbedingungen hoch.  Interessant waren auch die Ergebnisse der Studie von Prof. Dr. Schmidt (Empirie der offenen Kinder- und Jugendarbeit) der in einer standardisierten Face to Face Befragung von Schülerinnen und Schülern heraus gefunden hat, dass in der Regel in Jugendtreffs häufig Kinder und Jugendliche anzutreffen sind, die aus einem Einzugsgebiet von ca. 1 km Rund um das Jugendzentrum kommen, also einen Fußweg von 5 bis maximal 10 Minuten haben. Erst  bei größeren Städten scheint sich dies zu ändern, so diskutierte das Plenum. Sind mehrere Jugendtreffs in einer Stadt vorhanden, entscheiden die Beziehung zum pädagogischen Personal und das Angebot über die Wahl, welcher Treff besucht wird. Aber Voraussetzung hierfür sind dann auch die Infrastruktur (U-Bahn, bez. öffentlicher Nahverkehr) und der Freundeskreis sowie die Nähe zu anderen Bildungseinrichtungen. Im Verlauf der Diskussionen wurde ergänzend angemerkt, dass die Sichtbarmachung der Häuser, in den Lebenswelten der Jugendlichen und lebensweltpassende Angebote ebenfalls eine große Rolle spielen. Auch in diesem Workshop wurde noch einmal betont, dass beide Formen der Beteiligung, die formale Beteiligung, in Beiräten und Parlamenten und die nonformale/informelle Jugendbeteiligung ohne feste Strukturen und Verpflichtungen wichtig sind und im besten Falle zusammen wirken sollten.

Neben dem Vortag über das Handlungsprinzip U28 in Niedersachsen, in dem es über eine alternative Finanzpolitik in Nordreinwestfahlen ging, welches seinen Fokus auf zukunftsorientierte Inventionen im besonderen Hinblick auf Kinder und Jugendliche (deswegen U28) legt, gab es auf der Fachmesse auch interessante Themenvorträge und Diskussionsrunden.

Besonders beeindruckt hat mich das außerschulische Bildungsprogramm „Junge Islam-Konferenz –wen siehst Du?“ von den Institutionen Der Paritätische Düsseldorf und Aktion Gemeinwesen und Beratung e.V.. Jugendliche unterschiedlicher Religionen und Konfessionen treffen sich zu einer Dialogplattform mit dem Thema „Haltung statt Herkunft“. Den Initiatoren der Dialogplattform geht es auch um die wichtige Vernetzung von Wissenschaft, Politik und Basis, die ermöglicht, dass die wirklichen Herausforderungen der postmigrantischen Generation wahrgenommen werden. Denn diese junge Generation hat ein anderes Lebensbild, eine andere Beeinflussung und Herausforderungen durch Medien, Gesellschaft, Politik etc., als ihre Eltern und zum Teil auch schon Großeltern dies hatten. Ein Hauptthema waren zum Beispiel die stereotypen Sichtweisen, denen junge Menschen mit Migrationshintergrund begegnen: Vorurteile drängen sie in die Ecke (z.B. Meinungserwartungen von Lehrern „du musst doch an Allah glauben“) und wecken das Bedürfnis eigene Selbstbeschreibungen den Vorurteilen gegenüber zu stellen. So entstand beispielsweise ein tolles Projekt mit dem Titel #wensiehstdu?, welches ab April in den sozialen Netzwerken publiziert werden soll. Hierbei geht es um die bildliche Selbstdarstellung von Jugendlichen, die zuerst eine Sprechblase mit einem Vorurteil über sich in der Hand halten (z.B. Schulschwänzer, Islamist, Graue Maus, Streber etc.) und dann mit dem Wechsel der Perspektive und Sprechblase ihre gewünschte Selbstsicht darstellen (z.B. Hiphop‘er, Sprachbegabter, Partyqueen oder Nachhilfekönig). Auch Fotoreihen mit Sprechblasen wie „Du sprechen Deutsch?“ vs. „Ich mach dich in 7 Sprachen fertig ;-)“ zeigen die vielseitige Umgangsform der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das ehrenamtliche Engagement der jugendlichen Multiplikatoren hat sehr beeindruckt.

 

Bei dem Workshop „Rock, Pop, Hip Hop und Jazz in der Jugendhilfe“ konnten sich die Zuhörer ein Bild von der musikpädagogischen Arbeit in drei unterschiedlichen Einrichtungen der Jugendhilfe machen und am eigenen Leib im gemeinsamen Selbsttest erfahren bzw. erleben, welche positive Wirkung die musikalische Arbeit auf uns hat. Gerade in der Arbeit mit gefährdeten Jugendlichen, deren Lebenswelt sich häufig sehr unterscheidet von derer der Jugendlichen, die in den örtlichen, privaten Musikschulen anzutreffen sind, kann Musikpädagogik ressourcenorientiert arbeiten und fördern. Dabei geht es nicht darum, lange konzentriert Noten zu üben, sondern eher schnell und kurzweilig, auch gemeinsam zu guten Ergebnissen zu kommen, die motivieren und stolz machen („ich kann was!“). Nach einem sehr informativen theoretisch-fachlichen Einstieg in das Thema wurden drei Projekte aus Einrichtungen detailliert vorgestellt. Wie gut musikpädagogische Arbeit funktioniert, konnten die anwesenden Gäste im Selbstversuch am Ende der Veranstaltung erleben: Gemeinsam mit 6 jungen Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren, aus einer stationären Jugendhilfeeinrichtung wurde, zum Abschluss ein Musikstück mit dem Publikum gespielt und gesungen. Ohne viel üben. Im Publikum fanden sich ein lateinamerikanischer Trommler, einige Stimmbegabte, viele motivierte Hintergrundstimmen und Musiker für Rasseln, Schellringe, Klanghölzer und co. Und ich kann sagen, die Stimmung  im Saal unterschied sich wesentlich von der, die am Ende von anderen Veranstaltungen herrschte. Beschwingt, fröhlich und zum Teil summend verließen die Gäste den Saal.

Der deutsche Kinder- und Jugendhilfetag bietet je nach pädagogischer Ausrichtung und Interessen die Möglichkeit, sich selbst thematische Schwerpunkte zu den Themen der Kinder- und Jugendhilfe zu setzen und viele verschiedene fachliche Inputs zu bekommen. Etwas Schade ist, dass viele Interessante Veranstaltungen gleichzeitig laufen, so dass man sich immer zwischen mehreren entscheiden muss. Dafür ist für alle Pädagogen etwas dabei, ob Sozialpädagogische Assistenten, (Heil-) Erzieher oder Erziehungswissenschaftler. Nur genügend Energie sollte man Mitbringen, denn rauchende Gehirnzellen oder müde Füße gehören auf solch einer Art Fachtagung auf jeden Fall dazu.

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